Kaffeepause

Ich hatte am Donnerstag wieder eine besonders schöne Aufgabe: ich durfte nach Vicht in den Dorfladen fahren. Das kleine Geschäft, das von der Bevölkerung selber geschaffen wurde und in dem es neben allen Waren des täglichen Bedarfs auch eine kleine Ecke gibt, in der man einen Kaffee trinken kann und eventuell dabei ein belegtes Brötchen oder ein Stückchen Gebäck genießen kann.

 

Zweimal am Tag nimmt die 90-jährige Minchen den Weg mit ihrem Rollator durch das Dorf um im Dorfladen eine Tasse Kaffee zu trinken. Das ist ihr Luxus, denn die kleine Rente macht es ihr schwer bis unmöglich, sich selbst diese Tassen Kaffee zu gönnen.

 

Für Minchen ist dieser Kaffee aber so viel mehr. Es ist ein Entfliehen aus der Einsamkeit der Wohnung. Es bedeutet für sie unter Menschen zu sein, die sie seit so vielen Jahren kennt. Es bedeutet das ein oder andere Gespräch und es bedeutet irgendwie dabei zu sein.

 

Unser lieber Walter ist vom Schicksal von Minchen so getroffen, dass er uns  monatlich eine Spende zukommen lässt, damit ich diese in einen Gutschein im Dorfladen für Minchen umwandle.

 

Minchen wurde ebenfalls vom Hochwasser, das Vicht in großen Teilen im Juli 21 getroffen hat, betroffen. Sie kämpft in ihrem hohen Alter nun mit Behörden und Formularen um die entstandenen Schäden beseitigen zu können. Was dies für einen so betagten Menschen bedeutet, das kann man sich bestimmt gut vorstellen.

 

Wie gut, wenn man dann vielleicht ab und zu ein Pläuschchen im Dorfladen führen kann und dort vielleicht ein paar Tipps oder etwas Hilfe von anderen Betroffenen bekommen kann.

 

Ich war nun also wieder im Dorfladen und habe den nächsten Gutschein gekauft, damit Minchen ihren Kaffee trinken kann und vielleicht auch ab und zu mal ein kleines Stückchen Gebäck dazu legen lassen kann oder ein kleiner Einkauf ermöglicht wird.

 

Als ich gerade den Dorfladen verlassen wollte, kam Minchen mit ihrem Rollator um einen Kaffee zu trinken. 

 

Wie hat sie sich gefreut, hatte die Tränen in den Augen weil sie durch uns so viel Hilfe bekommt. Es bedeutet ihr so viel, dass wir ihr die ein oder andere Tasse Kaffee ermöglichen. Da ich die Gutscheine immer im Dorfladen für sie hinterlege, treffe ich sie nicht jedes Mal selber an. Aber, unser Flyer liegt immer dabei, so daß sie weiß, von wem der Gutschein kommt.

 

Sie drückte mich ganz fest und flüsterte mir zu, dass sie den letzten Kaffee, den sie getrunken hat, noch nicht bezahlen konnte. Ich sagte ihr sofort: "Ich habe etwas für Sie hinterlegt, jetzt können sie ihn bezahlen." Bis dahin wusste sie noch nichts vom neuen Gutschein.

 

So sehr kann sich ein Mensch über eine Tasse Kaffee freuen. So viel können diese 1,50 € bedeuten. Sie können manchmal der Unterschied sein zwischen einem Leben in Einsamkeit oder in der Mitte eines Dorfes.

 

Ich danke alle, die immer mal wieder ein paar Euros schicken, damit ich diese in Gutscheine für diese so herzliche und liebe Frau ummünzen kann. Ich mache dies wirklich mehr als gerne!

 

Menschlichkeit fängt bei solchen Achtsamkeiten an. Wir alle werden hoffentlich mal alt werden und froh sein, wenn wir dann nicht irgendwo völlig alleine vereinsamen.

 

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