Ein Blick nach Vicht

Gestern hatte ich es quasi in einem Nebensatz erwähnt, dass in Vicht immer noch die Schäden vom Hochwasser im letzten Sommer zu sehen sind und überall gearbeitet wird um sie zu entfernen.

 

In ganz Stolberg sind die Schäden weiterhin sichtbar und momentan kommt man kaum irgendwo hin weil überall die Straßenschäden behoben werden und vor allem viele Brücken werden saniert. Teilweise zeigen sich die Straßenschäden auch jetzt erst so richtig, denn in den letzten Tagen sind Straßen abgesackt, vielleicht wegen des trockenen Wetters.

 

Auch in Vicht wird an der Hauptstraße gearbeitet und die Durchfahrt durch den Ort ist zeitweise kaum möglich.

 

Ihr kennt die Bilder, die ich Euch im Herbst aus Vicht gezeigt habe. Heute zeige ich Euch die aktuelle Situation eines Teil des Dorfes, wie es vor Ort aussieht.

 

Im Herbst 2021
Im Herbst 2021
Situation gestern
Situation gestern

Ein Gebäudeteil an diesem Haus musste abgerissen werden. 

 

Im Vichtbach liegt weiterhin noch Unrat, den das Hochwasser im Juli angeschwemmt hat und auch die Böschungen sind weiterhin noch nicht an allen Stellen gesäubert.

 

Auch noch ein "Flutopfer".

 

Die zerstörten Ufermauern werden durch große Säcke ersetzt, die gegen neuerliches Hochwasser, das nach starken Regenfällen immer wieder passieren kann, schützen sollen.

 

Die Schäden an den Gebäuden sind weiterhin sichtbar. Ob dieses Haus zu retten sein wird?

 

Erschreckend finde ich, dass auch ein dreiviertel Jahr nach dem Hochwasser der Wasserstand noch an den Häusern abzulesen ist.

 

Hier sieht man den Wasserstand deutlich, der knapp unterhalb der Fenster des ersten Stockwerks lag.  Die Steine der Fassade sind weiterhin feucht, das Haus nicht bewohnbar.

 

Auch auf diesem Foto erkennt man den Wasserstand. Es war wirklich eine Horror-Situation und es ist ein großes Glück, dass keine Menschen umgekommen sind.

 

Die Scheiben sind an vielen Häusern weiterhin zerstört, auch Türen fehlen in vielen Gebäuden weiterhin. Die Bewohner haben Zettel hinterlassen mit ihren Telefonnummern und Übergangsadressen falls man sie erreichen muss.

 

Mich erinnern diese Zettel an die Notizen nach dem Krieg, wo man auch an die Hauswände schrieb, wo man sich nach der Flucht aufhielt.

 

So viele Häuser stehen leer. Erst da, wo es etwas bergan geht, da waren die Bewohner nicht so sehr/nicht vom Hochwasser betroffen und können in ihren Häusern wohnen.

 

Ein Foto aus den ersten Tagen nach dem Hochwasser
Ein Foto aus den ersten Tagen nach dem Hochwasser

Zerstörung, wo man auch hinschaut. Wer hätte von uns allen gedacht, dass es nach so langer Zeit noch immer so aussehen würde?

 

Aber, die Hilfsgelder fließen langsam, die Handwerker sind knapp, die Versicherungen zahlen oft nur Teilbeträge aus.... Die Menschen leben in ständiger finanzieller Sorge. Haben sie doch nun auch noch die Kosten der neuen Unterbringung zu tragen - und dazu zerstörte Häuser und verlorenen Besitz.

 

Im Herbst
Im Herbst
Aktuell
Aktuell
Im Herbst
Im Herbst
Aktuell
Aktuell

An diesem Haus wurde der komplette Außenputz entfernt und zum Vorschein kam ein wunderschönes Bruchstein-Gebäude.

 

Es wird kräftig gearbeitet um irgendwann auch wieder mal dort wohnen zu können.

 

Der Kindergarten in Vicht ist zur Zeit in diesen Containern untergebracht, da auch das ursprüngliche Gebäude, die ehemalige Dorfschule, komplett saniert werden muss.

 

Der Vorplatz der Kirche - immer noch eine Baustelle mit tiefen Schlaglöchern.

 

Hier gehen aber heute die Vichter Kinder zur ersten heiligen Kommunion.

 

Damit es rund um die Kirche wenigstens etwas schöner aussieht, haben Claudia und Jutta Engelhardt Paten für die dortigen Pflanzkübel gesucht und diese liebevoll neu bepflanzt. Sie kümmern sich auch darum, dass bei den herrschenden trockenen Temperaturen die Blumenkübel täglich bewässert werden.... 

So schön bepflanzt für die heutige Kommunion
So schön bepflanzt für die heutige Kommunion
Im Herbst
Im Herbst
Aktuell
Aktuell

Vielleicht haben viele schon die Katastrophe vergessen. Klar, man sieht es ja nicht täglich, so wie wir.

 

Die schlimmen Nachrichten aus der Ukraine lassen den Blick in andere Teile Europas schweifen. 

 

Dass es aber nach all den Monaten in den Flutgebieten noch immer so aussieht, dass die Menschen dort täglich kämpfen, dass sie große Sorgen haben, mit vielen Einschränkungen leben müssen, manchmal die Kraft verlieren, das Geld ausgeht, Verzweiflung sich breitmacht, das darf eigentlich nicht vergessen werden.

 

Deswegen meine ich, dass es mit zu meinen Aufgaben gehört diese Bilder wieder einmal zu zeigen. Die Schicksale - auch von einigen Helficussen - immer wieder einmal in die Erinnerung zu rufen.

 

Es sind so tapfere Menschen. Ich habe größten Respekt vor ihnen. Ich möchte, dass sie nicht in Vergessenheit geraten mit ihren Sorgen.

 

 

Weiterhin findet man an so vielen Häusern solche Nachrichten. Nachrichten, die allen gelten, die eben nicht vergessen:

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Katja M (Sonntag, 15 Mai 2022 10:54)

    Wichtiger Beitrag zum Blog :thumbup:

  • #2

    gnagnie (WH-Forum) (Dienstag, 17 Mai 2022 08:59)

    Und bei jedem Regen, kommt bei vielen Betroffenen die Angst wieder hoch.
    Die Ver- und Ent-sorgungsleitungen sind noch lange nicht wieder hergestellt.
    (Wasser; Abwasser, Strom, Telefon) teils fehlt es an Material, teils an richtigen Handwerkern, dazu kommt dann noch die bürokratische Abwicklung der Anträge.

    Auch kleine Aufmerksamkeiten zeigen das wir die Betroffenen nach nun schon fast 11 Monaten nicht vergessen haben.

  • #3

    Claudia (Dienstag, 17 Mai 2022 09:44)

    Danke Katja und Walter!

    Walter, genau so ist es. Es funktioniert weiterhin so vieles nicht.

    Jeder stärkere Regenschauer lässt Angst hochkommen. Und die Angst, ob das Geld reicht, wie man alle bewältigen soll, die ist immer da.

    Jede kleine Geste ist da mehr als Gold wert.

  • #4

    Katja M (Dienstag, 17 Mai 2022 09:58)

    Ich habe gelesen, dass es gestern im Ahrtal wieder Starkregen gab.

    Sind Vicht und Stolberg betroffen?

  • #5

    Claudia (Mittwoch, 18 Mai 2022 08:33)

    Liebe Katja!

    Die erneuten Bilder vom Starkregen und seinen Folgen im Ahrtal haben auch mich sehr getroffen.

    Danke der Nachfrage, Stolberg und seine Umgebung sind von jeglichem Regen bisher verschont geblieben. Die Natur bräuchte dringend Wasser, aber bitte nicht wieder so viel, dass es Überschwemmungen gibt...

    Jede Vorhersage von Starkregen löst verständlicherweise Panik bei vielen Menschen hier aus.