Hermanns gute Tat

Hallo!

 

Heute melde ich mich einmal bei Euch. Ich bin Hermann, einer der Hunde mit "Mein-Mensch". 

 

Mein Mensch ist Frauchen, die, die sich sonst immer mit um die Tiere im Refugio Esperanza kümmert. Aber denen leihen wir unser Frauchen eigentlich nur großzügigerweise aus. Wir, das sind ihre 5 "Privathunde". Die denen, Frauchen eigentlich gehört.

 

Aus dem Refugio Esperanza stammen Motte und ich ursprünglich, Camilla stammt von Sardinien, Lotta aus Hellin/Spanien und Poquito auch aus der hiesigen Gegend.

 

Weil wir alle Tierschutzhunde sind, verleihen wir Frauchen tagsüber schon mal an die Tiere, die noch keinen eigenen Mensch gefunden haben. 

 

Gestern war für mich ein ganz besonderer Tag, von dem ich Euch heute berichten möchte. 

 

Hermann war ein Held! Ein ganz selbstloser Hund. Einer, der weder Schmerz noch Mühe scheut, um auch anderen Hunden, denen es nicht so gut geht wie mir, zu helfen! 

 

Ich denke, ich bekomme auch irgendwann ein Hermanns-Denkmal aufgestellt!

 

Morgens war etwas anders als sonst. Ich bekam nur ein winziges Stückchen von de leckeren Hundewurst, die Frauchen für uns mitgebracht hatte. Unfair - dachte ich.

 

Wie immer setzte sich Frauchen dann zwar an den Computer um Euch zu schreiben, aber sie war irgendwie etwas mehr in Eile als sonst.

 

Als sie mit ihrem hektischen Fingergeklopfe auf kleine Knöpfchen fertig war, zog sie sich ihr feines Fell an und ich durfte als einziger mit aus dem Haus kommen. Da wurde ich noch gebürstet. sie meinte, so verstaubt, wie ich es war, würde ich keinen guten Eindruck machen.

 

Hui, ich sollte Eindruck schinden! Dabei hatte ich doch gerade erst so schön Staub aufgesammelt, indem ich am Zaun mit den Nachbarshunden ein Wettrennen veranstaltet hatte. Die auf der einen Seite, ich auf der anderen....

 

Ich durfte, als ich leidlich entstaubt war, sogar ins Auto einsteigen! Also, irgendwas war doch komisch! Aber klasse! Ich mag es Auto zu fahren und dann noch ganz alleine mit Frauchen, ohne die Fußhupen, die sonst ja auch immer mit dabei sind!

Was war denn nur los? Wohin fuhren wir denn so schick gemacht? Wo sollte ich denn einen guten Eindruck machen?

 

Ich schaute hinten aus dem großen Fenster.

Das war definitiv nicht der Weg ins Refugio Esperanza, den kannte ich, denn dort bin ich ja mal selber hingelaufen und habe es mir als Übergangs-Zu-Hause Ausgesucht.

 

Wohin fahren wir denn jetzt? Alles sehr komisch!

 

Nun könnte Frauchen ja mal endlich mit der Sprache rausrücken!

 

"Wohin fahren wir???"

"Hermann, wir fahren nach Guardamar, in die Tierklinik. Keine Angst, Du bist nicht krank. Aber ein anderer Hund ist ganz schlimm krank und braucht Hilfe. DEINE Hilfe! Du wirst ihm Blut spenden!"

 

Ui, das hörte sich doch mal sehr heldenhaft uns spannend an!

 

Wer ist schon nicht gerne ein Held? Ich Hermann, der Beschützer von Witwen und Waisen, bin es auf jeden Fall gerne!

 

"Sonst nimmt doch Martina Hunde aus dem Refugio mit wenn eine Blutspende benötigt wird, aber weil Lambert im Moment nicht da ist, ist das für sie morgens so aufwändig weil sie ja kaum Zeit hat. Und da hab ich angeboten, dass wir einspringen!"

 

Ah, jetzt verstehe ich! Hätte sie ja auch alles mal vorher schon erklären können.

 

Ich fühle mich aber mit einem Mal sehr wichtig und gut und verkürzte mir die Zeit der Autofahrt damit, wahlweise aus dem Fenster zu schauen oder Frauchen beim Autofahren zu beobachten. Da wird an einem kleinen Rad gedreht, Hebel hin und her gedrückt und überall blinken Lämpchen auf. Spannend - aber auf Dauer dann doch langweilig.

 

Als wir angekommen waren, gingen wir sofort in die Klinik. Den Weg kenne ich und ich bin direkt voller Tatendrang in das Haus rein gelaufen.

 

Am Empfang erklärte Frauchen, was wir wollten und warum wir kamen. 

 

Ich nutzte die Gelegenheit einen Schluck Wasser, wohl als eine Art "Willlkommensdrink" hingestellt, zu mir zu nehmen. So ein leerer Magen ist blöd und Wasser erfrischt wenigstens. 

 

Danach schaute ich mich um.

Bäh, wie peinlich. Hundepullover und Kleidchen! Kein Wunder, dass die keiner gekauft hatte und sie nun zum Angebot geworden waren!

 

Da sind wir "Frauchenbesitzer" uns einig: so was kommt uns nicht übers Fell!

 

Die Bälle und das Futter sowie die Leckerchen hätten mich schon mehr interessiert, aber natürlich hieß es da dann wieder "Nein!"

 

Gemein, da hat hund einen leeren Magen und überall riecht es so verführerisch nach Leckereien - und man darf  nichts davon haben.

 

Dann musste ich eben lesen, wer sonst noch so da gewesen war und seinen Duft hinterlassen hatte. In eine Klinik kommen ja ganz viele Tiere und nach denen riecht es überall.

 

Höchst interessant und informativ!

Aber dann kam auch schon Martina. Klar, dass ich sie sofort freudig begrüßte! Sie hat doch auch immer so tolle Leckerchen in der Tasche. Und im Refugio habe ich von ihr damals auch immer tolle Kauknochen und so bekommen! Sie ist definitiv meine Freundin!

 

Martina brachte uns in ein kleines Zimmer, in dem wir auf den "Halbgott in weiß" warten sollten. 

 

Ich wollte aber viel lieber mal zu den Hunden, die ich im Krankenhaus-bereich so jammern hörte. Was war denn mit denen? Ging es ihnen nicht gut? Waren das die, denen ich helfen sollte?

 

Klar, durfte ich natürlich wieder nicht hin....

 

Martina fragte nach meinem Gewicht. "28 kg" antwortete Frauchen. Da soll doch noch mal einer behaupten, ich hätte keinen Astralkörper! Geradezu Modellmaße sind das - finde ich wenigstens. 

 

Endlich kamen die Ärzte. Ja, direkt mehrere hintereinander und eine semmelt mir doch ganz hinterhältig eine Spritze in den Hintern! Hat die ein Glück, dass ich so ein freundlicher Hund bin!

 

Ganz plötzlich war die Aufregung weg und alles um mich herum wurde mir ziemlich egal. Auch etwas schummerig wurde mir...

 

War ich betrunken? War in dem Wassernapf am Empfang vielleicht gar kein Wasser gewesen sondern Wodka??? Hätte ich vielleicht weniger davon trinken sollen?

 

Ich legte mich hin um nicht zu schwanken... Wäre doch peinlich gewesen, denn ich sollte doch einen guten Eindruck machen. Einen betrunkenen Hund hätte ein gebürstetes Fell auch nicht mehr gerettet. Der Ruf wäre ein für alle Mal ruiniert gewesen! 

 

Beim nächsten Mal hätte es dann sofort geheißen: schaut mal, da kommt der Suffkopf Hermann....

Jetzt wurde ich auch noch müde. Mist. Ich hatte alles vermasselt!

 

ich musste doch noch Held sein! Und jetzt war ich betrunken und müde! 

 

Immer wieder versuchte ich krampfhaft die Augen offen zu halten und bekam noch mit, wie mich Martina und Frauchen auf einen hohen Tisch hoben.

Da lag ich nun, platt wie eine Flunder. Willenlos. Betrunken und hundemüde. Den Kopf auf ein komisches Kissen gebettet....

 

Was danach passierte habe ich nur schemenhaft mitbekommen.

 

Meinen großen Auftritt, meine Heldentat betrunken verschlafen.....

 

Erst wurde ich am Hals entkleidet. Mein ganzes Fell kam da weg! Jetzt habe ich ein Muster am Hals. 

 

Betrunken, müde, willenlos und stellenweise kahl....  

 

Dann nestelten die Ärzte an mir rum und ich spürte eine dicke Nadel, die mir in den Hals gerammt wurde.

 

Warum haut Frauchen denen nicht eine? Die können mich doch nicht einfach so pieksen. Wobei das schon nicht mehr als Pieksen beschrieben werden konnte, das war ja wie abschlachten!

 

War ich auf der Schlachtbank gelandet? War das mit dem Heldentum nur eine profane Lüge gewesen um mich protestlos zur Opferbank zu führen? 

 

Und ich konnte mich nicht einmal mehr wehren, wegen des blöden Wodkas, den ich getrunken hatte?

 

Ich wusste nicht, ob Frauchen so sein würde, aber ich zog in diesem hilflosen Moment alles in Betracht. Würde ich meine nervigen Fußhupenfreunde jemals wiedersehen?

Ich merkte, wie mein Blut aus mir heraus lief. Martina hielt meinen Kopf. MARTINA! Tu Du doch wenigstens was! Du bist doch meine Freundin!!!

 

Aber auch Martina tat nichts sondern ging und ließ Frauchen meinen Kopf halten, während das Blut aus mir herausströmte. Alles hinein in dieses Kopfkissen, das doch gar keins war.

Ich glaube, die wollten mich ausbluten lassen! Der Beutel wurde immer voller und voller, und ich immer leerer. Blutleer, betrunken, müde, willenlos und stellenweise kahl.

 

Ich fühlte mich wie ein Zombie....ein Untoter....

 

Als ich schon das Gefühl hatte, dass kein Fietzelchen Blut mehr in mir drin sein könnte, wurde die dicke Nadel aus meinem Hals entfernt. Das Beutelchen mit meinem Lebenssaft wurde weggetragen und ich war leer. Hohlvenen. Ausgetrocknet. Eine innerliche Wüste.

 

Aber es war noch immer nicht genug! Nein, da wurde der letzte Tropfen Blut von mir auch noch aus meinem Bein genommen um damit noch Bluttests zu machen. Nicht mal an der letzten, äußerstes Stelle meines Körpers gönnte man mit einen Tropfen Blut!

 

Ich durfte endlich wieder von der Schlachtbank runter und lag platt, leer, saft- und kraftlos auf dem Fußboden.

Anscheinend hatte Martina aber erkannt, dass ich betrunken war. Sie kam schon wieder mit einer Spritze und semmelte mir diese in meinen blutleeren Hintern.

 

Tut nicht weh, Hermann" hörte ich Frauchen noch sagen. Klar, die bekam ja auch keine Spitze in ihren Hintern, obwohl da viel mehr Platz für eine wäre als bei mir!

 

Dann ging sie auch noch mit Martina fort! In meiner Hilflosigkeit wurde ich auch noch alleine gelassen!

 

Aber beide kamen ganz schnell wieder und plötzlich fühle ich, wie meine Lebensgeister auch wieder in meinen Körper zurück kamen. Anscheinend hatte Martina mir eine Art Zaubertrank gespritzt, der mich wieder groß, stark und unbesiegbar machte!

 

Dann zeigte mit Frauchen ein kleines Bild von einer alten Hündin, die jetzt im Moment mein Blut bekam! Die so krank war, dass sie meine Hilfe brauchte um weiter leben zu können. Schlagartig war alles vorher geschehene vergessen!

 

Das arme Mädchen brauchte mich und mein starkes Hermann-Blut!

Jetzt war ich wieder sofort wieder der alte! Der starke Hermann, Unbesiegbar. Ein Held!

 

Ich fühlte mich trotz der inneren Blutleere sehr stolz und gut!

 

Als wenn das nicht schon genug gewesen wäre, bekam ich als Dank auch noch einen Bluttest, der mir absolute Gesundheit bescheinigte und eine riesige Dose Nassfutter (bekomme ich sonst NIE!) geschenkt! Der Lohn für meinen Lebenssaft für die arme Hündin!

Ich sag es Euch! Als wir zu Hause ankamen, da hab ich erst mal nur die Dose gezeigt! Was für ein Festessen!

 

Klar, das sie kleine Wanze von Poquito auch sofort losplärrte und Blutspender werden wollte. Kaum schwerer als die Futterdose aber Blut spenden wollen - und das nur, um auch eine so große Dose Nassfutter zu bekommen!

 

Ich hatte den anderen Hunden und vor allem auch den Nachbarshunden an diesem Tag viel zu erzählen! Sie werden ab sofort noch mehr zu mir aufschauen dürfen! Mich verehren, mir zu Füßen liegen!

 

Viele liebe Grüße aus Spanien und alles, alles Gute für die arme, kranke Hündin, der ich hoffentlich das Leben gerettet habe

 

Euer Hermann - noch ohne Denkmal aber mit einer großen Portion Nassfutter im Bauch

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Kommentare: 4
  • #1

    Petra P. (Mittwoch, 16 März 2016 09:13)

    Hermann - mein Held. :)
    Kann denn jeder Hund Blut spenden - muss die Verträglichkeit der Blutgruppen nicht stimmen!?

  • #2

    Pia (Mittwoch, 16 März 2016 09:16)

    Ach Hermann, wie schön, anschaulich und gefühlswarm du erzählen kannst! Würdest Du Bücher schreiben, wäre ich sicher Dein größter Fan und würde das Buch nur aus den Händen legen um den Blog hier zu lesen.
    Hoffentlich hilft Dein starkes Hermann-Blut der armen, alten Hündin ganz schnell! Danke, dass Du so ein toller Typ bist!

  • #3

    gnagnie WH-Forum (Mittwoch, 16 März 2016 12:30)

    Gut gemacht Hermann

    @Petra siehe
    http://www.vetmed.fu-berlin.de/einrichtungen/kliniken/we20/blutspendedienst/blutspendedienst_hunde/

    lg walter

  • #4

    Petra P. (Mittwoch, 16 März 2016 12:48)

    @ Walter - danke :)