Wen interessiert das schon?

Jeden Tag, wenn ich meinen Blogeintrag schreibe, versuche ich Euch einige Informationen rund um den Tierschutz und die Arbeit in den Tierstationen zu geben. Aber auch die schönen, die lustigen Seiten die es zwischendurch für manchmal einen kurzen Moment gibt, die sollen nicht fehlen.

 

Wer mag schon ständig von den vielen Problemen lesen? Wer mag dreckige Gehege am Morgen oder Stapel von Arbeit sehen, die unspektakulär ist, die aber jeden Tag erledigt werden muß?

 

Doch, gehört dies alles nicht zur Realität dazu? Auch wenn es nicht sonderlich appetitlich oder auf Fotos nett anzusehen ist? Was ist mit all den Arbeiten, die man einfach erledigt, die getan werden müssen, bei denen man aber bestimmt nicht den Fotoapparat in die Hand nimmt um davon ein Foto zu machen?

 

Wer kann sich schon vorstellen, wie ein Hundegehege, in dem vielleicht sechs Hunde leben, nach einer Nacht aussieht? 

 

In einem kurzen Satz: "die Gehege wurden gereinigt" ist das schnell abgetan. Doch welche Arbeit steckt dahinter? Welche Schlepperei von schweren Kübeln. 

 

Mit dem Aufsammeln der "Haufen" ist es ja nicht getan, Aller anderer Dreck wie Blätter von Bäumen, Decken, die zerfetzt wurden, Teile von Spielzeugen, alles was rumliegt muß weg aus den Gehegen. Die Betonflächen müssen sauber gehalten werden, die Innenräume ebenfalls, die Wasser- und Futtertröge immer wieder gereinigt werden (und die Dinger sind alles andere als leicht...), frisch gebuddelte Löcher möglichst wieder verschlossen werden. Man kriecht unter den letzten Orangenbäumen her, denn auch dort muss gereinigt werden. Den Hunden dienen sie nur als "Stammbaum" oder Schattenspender... 

 

"Futter wurde aufgefüllt" - bis zu 20 kg schwere Säcke müssen gehoben und in die Futtertröge verteilt werden....

 

Immer wieder die doppelt gesicherten Türen der Gehege öffnen, dabei darf kein Hund rauslaufen. Eine teilweise knifflige Aufgabe, gerade bei den Kleinen oder neuen Hunden. 

 

Und: jede Arbeit verrichtet man alleine. Jeder ist mit seiner Arbeit, seinem Bereich beschäftigt. 

Wann zückt man die Kamera? Doch erst dann, wenn an mit der Arbeit möglichst fertig ist und mal eine Minute zum Verschnaufen hat, vielleicht das Ergebnis herzeigbar ist. Man selber ist es dann meistens nicht mehr, denn die Kleidung ist dreckig von den Hunden, die einen vor Freude anspringen, die gestreichelt werden wollen oder bei denen man eben auch schaut, ob sie gesund sind und keine Verletzungen haben.


Gestern war Martinas letzter Urlaubstag. Also - Urlaub in der Tierklinik. Für Martina heißt Urlaub möglichst viel von dem aufarbeiten, was ansonsten liegen bleiben muss. Neben den normalen Arbeiten, versteht sich, die ja trotzdem anfallen.


Gestern waren jede Menge der Hunde, die in der letzten Zeit neu ins Refugio Esperanza gekommen sind, mit Nachimpfungen an der Reihe. 


Das heißt, daß genügend Impfstoffe da sein müssen, daß für jeden Hund eine eigene Datei vorhanden sein muß, in der genau notiert wird, wann er welche Impfung, welches Medikament bekommen hat, um sofort zu sehen, wann er wieder geimpft werden muß oder zum Beispiel Medizin, Entwurmung oder Parasitenschutz bekommen muß. Eine zeitraubende Arbeit, doch wie will man sie zeigen? Wen interessiert es, wenn Martina täglich am PC sitzt um all diese Daten zu pflegen? Wichtig ist doch nur das Ergebnis...


Bis auf zwei Hunde konnten dann gestern die großen Welpen aus der Quarantäne raus. Einige Hunde wurden umgruppiert, damit die Neuen sich möglichst problemlos integrieren lassen.

Lumpi, Gringo, Kimba, Filou, Romeo und Linea bilden jetzt eine "Jungspundgruppe" und hatten direkt viel Spaß beim Spiel miteinander.


Die Impfungen machen Martina und ich gemeinsam. So kann einer die Hunde aus den Gruppen oder Käfigen holen während der andere die Impfungen vorbereitet. Martina hat dann noch Fotos von den Hunden bei mir auf dem Arm gemacht, um sie den Auslösepaten zeigen zu können. Ich konnte natürlich mit Hund auf dem Arm nicht auch noch knipsen...

Gringo, Lumpi, Romeo, Linea, Filou, Kimba
Gringo, Lumpi, Romeo, Linea, Filou, Kimba

Ich hab mir einfach mal eins dieser Fotos bei Martina aus dem Tagebuch geklaut...

Man beachte den Himmel! Regnet es gleich oder hält sich das Wetter?


Kommt die Sonne raus, wird es schnell warm, fängt es an zu regnen, dann sind Arbeiten in den Gehege oder draußen kaum möglich...

Die schüchterne und schnell ängstliche Hündin Malena lebt jetzt mit Nieve, Sugar, Fiona und Rex zusammen.

 

Auch das ist eine Aufgabe, die erledigt werden muß: wie sind die Hunde charakterlich? Wie kann man sie beschreiben? Texte für die Vorstellung auf den Vermittlungsseiten müssen den Hund und seinen Charakter beschreiben. Nach einer Eingewöhnungszeit müssen daher dem Verein Tierische Lichtblicke eV Beschreibungen geschickt werden.

 

Natürlich kommt es auch immer wieder einmal zu Fragen von potentiellen Adoptanten. Die müssen beantwortet, manchmal passende Fotos geschickt werden. Dafür muß man "seine" Tiere kennen - das kann man aber nur, wenn man sich auch etwas Zeit für sie nimmt.

Yulchen mag nicht in die fremde Kamera schauen
Yulchen mag nicht in die fremde Kamera schauen

Fotos , die für die Vorstellung der Hunde gemacht werden müssen, brauchen  ebenfalls ihre Zeit, denn die Hunde sind keine Fotomodels, die sofort dastehen, wie man sie auf den Fotos sehen sollte. Da ist der eine Hund ängstlich, der andere kaspert rum.... Bis man brauchbare Fotos "von allen Seiten" hat, das dauert seine Zeit.

 

Das kleine Yulchen konnte nach einer Nacht in der Quarantäne gestern auch - frisch geimpft - zu den beiden Yorkies Fridolin und Lui ziehen. Dort am Wohnwagen hat sie die meiste Ruhe denn Yulchen ist völlig verängstigt.

 

Kein Wunder.... Zweimal schon war sie in der Perrera, wie der mitgegebene Impfausweis zeigt... Immerhin hat sie einen Impfausweis...

 

Dann war sie jetzt die letzten 8 Monate bei der alten Dame, die sie aber nicht behalten ..... konnte.... und die nachdem sie Yulchen schon abgeben wollte wieder neue Hunde aus der Perrera geholt hat.... Siehe den gestrigen Blogbeitrag.

 

Die kleine Hündin kann einem wirklich nur leid tun. Was ihr durch die Menschen und ihr unverantwortliches Handeln angetan wird, ist unglaublich. Warum denken die Leute nicht nach???

 

Als ich Yulchen gestern auf dem Arm zum Wohnwagen trug, da presste sie ihre beiden Vorderpfötchen immer wieder feste gegeneinander, So als wolle sie sich selber Halt geben... Mir hat es das Herz zusammen gekrampft. Was muß in diesem kleinen Hund vor sich gehen?

 

Sie braucht nun viel Ruhe und Sicherheit und einen Platz, der ihr ENDLICH ein endgültiges zu Hause gibt. Es ist schlimm, daß sie aber dafür irgendwann wieder (und hoffentlich letztmalig) umziehen muß. Ihr wünsche ich, daß sie bald eine endgültige Familie findet und NICHT erst in eine Pflegefamilie kommt. 

In der Quarantäne konnten dann die leer gewordenen Käfige allesamt wieder fertig desinfiziert werden. Das ist ein MUSS, nachdem ein Hund in einem der Käfige war. Egal ob nur eine Stunde oder eine Woche. Er könnte Bakterien oder Viren hinterlassen, mit denen sich der nächste Bewohner anstecken könnte. 

 

Also...jeden Käfig gründlich desinfizieren. Macht man davon Fotos? Eher nicht... Ist doch nicht sonderlich sehenswert so ein leerer Käfig...

 

Auch in der Quarantäne wurden dann beiden Schränke dort ausgeräumt, gereinigt, einer war so kaputt durch jahrelangen Gebrauch (und er kam schon als ausgemusterter Schrank ins Refugio), so daß ihn die Männer nur noch zum Müllcontainer bringen konnten. Dort war er nach kurzer Zeit schon wieder verschwunden... Der Schrank wurde durch einen anderen (aussortierten) Schrank ersetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde der Inhalt der beiden Schränke sortiert, teilweise in die Wäsche gegeben und alles neu organisiert wieder eingeräumt.

 

Zeigenswert?  Eigentlich nicht. Wer mag schon einen Schrank mit Katzenstreu, alten Zeitungen für die Käfigböden oder Ersatz-Papierrollen sehen? Und dennoch war diese Arbeit für uns wichtig und zudem zeitintensiv.

 

Da zeige ich doch lieber einen Schnappschuss von Harry, der zu den kleinen Welpen umgezogen ist.

Jeden Tag müssen die Näpfe der Quarantänehunde gespült und desinfiziert werden. 


Sehenswert? Eher auch nicht.


Da zeige ich doch lieber Fotos von der Rasselbande der "Zwerge", die einen zwischendurch immer wieder zum Schmunzeln bringen

Sehenswert war dann aber wieder die Arbeit, die die Männer vorne in der Schleuse an Samstag und Sonntag in Angriff genommen hatten: Eine Sickergrube für die neuen Zwinger.

Das ist doch mal sehenswert, oder?


Blöd nur, daß zwischendurch mal immer wieder der alte Bagger streikte und neu zum Leben erweckt werden musste....

Ein Abwasserrohr verschwand auch direkt mit in dem neuen Sickerchschacht und dann wurde das Loch wieder verschlossen.

Eigentlich wollte ich dann noch dem Wunsch, auch von Filili schöne Fotos für die Vorstellung auf der Seite der zur Vermittlung stehenden Hunde, nachkommen. 

 

Doch Filili hat auch viel erlebt in ihrem Leben und ist noch sehr, sehr scheu. Wir hatten schon Mühe, sie für die Nachimpfung auf dem Arm zu bekommen.

 

Die Impfung hatte ihr aber dann wohl für den gestrigen Tag den Rest gegeben und sie wollte partout nicht zu mir kommen. Eine ängstliche Hündin im Gehege jagen und einfangen wäre alles andere als gut. Also setzte ich mich hin, wartete, ob sie von sich aus zu mir kommt und nutzte die Zeit um der kleinen, älteren Hündin Rosalie, das Bällchen zu werfen. Sie liebt es dieses immer und immer wieder zu holen und vor einem hin zu legen. 

 

Martina kam vorbei und machte schnell ein paar Schnappschüsse.

 

Rosalie ist leider auch einer der Hunde, die immer übersehen werden. Dabei ist sie so eine liebe und verspielte Hündin.

 

Lea hatte Spaß, mit Rosalie durch das Gehege zu flitzen.

Kaum betritt man ein Gehege, geschweige denn setzt sich dort hin, schon will jeder Hund gestreichelt werden. Besonders Stromer fordert seine Zuneigung immer wieder ein.


Kein Wunder, oder? 

Auf Frisur oder Kleidung darf man keinen großen Wert legen, wenn man in einer Tierstation arbeitet. Da bin ich also gerade richtig.


Filili kam von sich aus nicht. Also wurde das Fotoshooting nichts. Die vorbereiteten Decken etc. wieder weggelegt. Die Hunde bestimmen, was gemacht wird oder was eben nicht. Vorerst müssen die vorhandenen Fotos von Filili reichen.

 

Nachdem dann abends noch die Wärmekissen verteilt, die beiden Käfige in der Quarantäne sauber waren und Damur seine Medizin und Futter hatte, war mein Sonntag auch vorbei.

 

Viel sehenswertes hatte ich nicht getan und dennoch den ganzen Tag pausenlos gearbeitet

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Kommentare: 5
  • #1

    Dörte (Montag, 16 Februar 2015 17:55)

    Du hast vielleicht nicht viel sehenswertes getan, aber du hast ganz bestimmt damit den Alltag für die Hundis lebenswert gemacht und ihre Zukunft damit aufgebaut, dazu noch viel lesenswertes geschrieben - und darauf (auf deinen Blogeintrag) freue ich mich jeden Tag

  • #2

    Gabi Sailer (Dienstag, 17 Februar 2015 17:50)

    Hut ab, von dem Umfang euerer Arbeit. Ich habe nur vier Näpfe und Körbe in Ordnung zu halten und natürlich das Aufräumen und putzen des Bodens der Wohnung und bin schon erledigt. Habe übrignds Tequilla bei mir und es geht ihr gut. Sie versteht sich prima mit den anderen dreien. Sie läßt grüssen.

  • #3

    helficus (Dienstag, 17 Februar 2015 18:25)

    Vielen Dank, Dörte. Ich freue mich, daß ihr Euch jeden Tag die Zeit nehmt, um unseren Blog zu lesen.

    Für die Tiere machen wir auch jeden Tag wieder mit Mut und Freude das, was wir tun.

    Es bleibt halt vieles im "Hintergrund" und manch einer fragt sich: was tun die denn den ganzen Tag lang?

    Liebe Gabi, ich freue mich, daß die süße Tequila bei Dir ist. Sie und Canela konnten ja leider nicht zusammen vermittelt werden, nun hoffe ich sehr, daß auch Tequila bald das Glück har, eine Familie zu finden. Sie hat es so verdient, ist so eine bescheidene und liebe Hündin! Bestell bitte Grüße per Öhrchenkrauler von mir zurück!

  • #4

    inga (Samstag, 17 Februar 2018 18:21)

    Liebe Claudia,
    Ich habe zwar nicht angenommen, daß Du nur Hunde streichelst oder mit Martina und Lambert in der Sonne liegst und Skat spielst. Aber nun kann ich mir Euren Tageslauf bildlich vorstellen, obwohl ja all die wichtigen Bilder nicht zu sehen sind - von kaputten oder neu sortierten Schränken, von leer gewordenen Käfigen in der Quarantäne, von den vollen Waschmaschinen, von den dreckigen Gehegen am Morgen oder von Dir beim Einsammeln der Haufen. Und noch viel dringender fehlt natürlich ein vorteilhaftes Portrait von Yulchen,und noch schlimmer: von Filili gibt´s überhaupt kein Foto.
    Doch auch ohne diese wichtigen, unsichtbaren Beweise für Eure weniger angenehmen Tätigkeiten und liebevollen Schilderungen einzelner Hunde können wir alle, die heute hier gelesen haben, uns nach Deinen - durch angenehmes Anschauungsmaterial und liebevolle Hundebeschreibungen unterbrochenen - Schilderungen gut in Euren Alltag hineinfühlen.
    Ich denke oft an Euch, auch wenn ich nicht immer schreibe. Und ich hoffe und wünsche, daß Ihr gesund bleibt (bis auf die kleinen "Wehwehchen") Und für Lambert drücke ich ganz besonders die Daumen.
    Ich grüße Euch

  • #5

    Claudia (Sonntag, 18 Februar 2018 08:53)

    Danke, für Deine lieben Worte Inga!

    Der Eintrag ist zwar schon von 2015, ich habe ihn halt noch einmal aus der "Versenkung" geholt, weil er weiterhin aktuell ist.

    Täglich macht man so viel, das man nicht mit der Kamera festhält. Kaum jemand kann sich vorstellen, was Lambert und Martina hier schon seit so vielen Jahren leisten.

    Dir wünsche ich alles erdenklich Gute und vor allem, Gesundheit. Ich denke oft an Dich und "unsere Kinder" in Parnehnen.