Neues aus dem Hundeknast

Liebe Freunde, hier meldet sich noch einmal Euer Gringo.

 

Durch einen geheimen Informanten wurde mir zugetragen, daß ihr Euch für mein Schicksal interessiert. Ich hoffe doch sehr, daß auch schon die ersten Gnadengesuche in Arbeit sind denn auf eine frühzeitige Entlassung wegen guter Führung kann ich hier leider nicht hoffen. Ansonsten wäre Curro wohl schon längst nicht mehr hier, denn besser als er kann sich ein Hundehäftling nicht führen.

Wie ist es denn nun  so, bei uns im Hundeknast? Lasst es mich Euch ein wenig erklären.

 

Unser Personal ist wohl durch eine Zeitarbeitsfirma hier beschäftigt. Saisonal tätig, ohne besondere Bezahlung und dennoch hochmotiviert - wohl in der Hoffnung auf eine dauerhafte Arbeitsstelle. Allerdings wird kolportiert, daß es bisher noch nie zu einer Auszahlung von Gehältern gekommen ist. Verwunderlich, daß sie trotzdem mit guter Laune zur Arbeit kommen...

 

Ganzjährig ist nur die Gefängnisleitung vor Ort.

 

Die erwachsenen Hunde, die Lumpi und mich bei unserem Einzug hier so schamlos beschnüffelt haben, habe ich nun auch enttarnt. Sie haben kontrolliert, ob wir in irgendwelchen Körperöffnungen nicht möglicherweise unerlaubte Dinge einschmuggeln wollen.

 

Diese Hunde sind Spitzel, die mit der Führungsriege zusammenarbeiten. Durch ihre Schnüffeleien erschleimen sie sich die Gunst der Gefängnisleitung, die mit einem Wohnrecht im Verwaltungstrakt honoriert wird.

Außerhalb unserer Einzelzellen gibt es hier im Hundeknast auch größere Zellen, die von mehreren Insassen geteilt werden müssen. Dabei wird von der Gefängnisleitung keinerlei Rücksicht auf Geschlechtertrennung gelegt. Männlein und Weiblein werden bunt gemischt. Ziemlich unzumutbar, oder?

Damit es nicht zu Knastnachwuchs kommt (der würde dem Personal ja nur wieder mehr Arbeit machen - darauf haben sie wohl keine Lust), werden die Insassen - haltet Euch fest!!! - ZWANGSKASTRIERT. 

Wo andernorts vielleicht mit lusttötenden Substanzen ("Hängolin") gearbeitet wird, wird hier rigoros bei Erreichen des fortpflanzungsfähigen Alters das Messer angesetzt.

Wen wundert es da bitte, daß die Häftlinge die unterschiedlichsten Bemühungen unternehmen, um dieser wenig gastfreundlichen Herberge zu entkommen?


Der eine versucht es durch das Graben von geheimen Tunneln...

...andere suchen Fluchtwege über das Dach. 

Doch das Wachpersonal ist überall..

Auch wurde schon der Versuch unternommen, dem Knast dadurch zu entkommen, daß man sich in der Wäsche versteckt. In der Hoffnung mit der schmutzigen Wäsche unbemerkt in die Freiheit zu gelangen.

Das Ausnutzen eines vom Personal unbeobachteten Moment für eine Flucht aus der Einzelzelle ist allerdings nicht von Erfolg gekrönt, denn es gibt danach erst noch aus dem Hochsicherheitstrakt zu gelangen, was fast unmöglich erscheint.

Immer wieder werden einzelne von uns aus ihren Zellen geholt, mit weiteren Fesseln um ihren Körper versehen, in kleine Zellen gesperrt....

.... danach geht es in einen Gefangenentransport - und sie wurden nie wieder gesehen.... 

Die meisten von Ihnen werden ins Ausland gebracht, wo sie eine neue Identität bekommen.


Ob sie wen verpfiffen haben und daher in eine Art Zeugenschutzprogramm kommen, ist mir bisher nicht bekannt.

Um sich die Zeit im Knaste ein wenig komfortabler zu gestalten, versuchen immer wieder einige Häftlinge an Luxusartikel zu gelangen. 

Eine Möglichkeit der Beschaffung sind eine Art Brieftauben, die unbemerkt alles einschmuggeln könnten. 

Bei der Nutzung dieser Naturdronen muß jedoch mit größter Vorsicht die Programmierung der Flugroute und Landepunkte vorgenommen werden, schon kleinste Abweichungen können zum Totalverlust der Drohne führen...

Die einige wahre Erhebung auf dem Gelände des Gefängnisses ist der "Monte Kackino". Dieser wird allerdings fast rund um die Uhr durch eine Freigängerkatze bewacht und fällt damit als Fluchtweg auch aus.

Die Katzen im Hochsicherheitstrakt haben sich zu einer Art Gang zusammengerottet, die den Freilauf bei den Einzelzellen beherrscht. In der Gruppe fühlen sie sich stark, dabei sind sie wir wir nichts anderes als Gefangene.

Dachte ich anfangs noch, die tägliche Reinigung unserer Zellen diene der Hygiene, so habe ich mittlerweile festgestellt, daß dabei auch auf subtile Art unser Lebensraum bis in die letzte Ecke untersucht wird. Jeder noch so kleine Krümel als Vorrat angelegtes Futter wird dabei aufgestöbert und umgehend vernichtet!

Auch die Erkennungsdienstliche Erfassung ist mit dem Anlagen der Fotos für die Verbrecherdatei nicht abgeschlossen. Wir werden zusätzlich gemessen und gewogen.

 

Danach wird uns sogar ein Mikrochip unter die Haut implantiert, der für die Verbrecherdatei eine Art Fingerabdruck von uns ist. Wir sind für unser Leben lang immer wieder zu erkennen!

 

In die Datei werden dann noch unser Lebenslauf, eventuelle Krankheiten oder Behinderungen und spezielle Charaktereigenschaften oder äußerliche Merkmale ergänzt. Der gläserne Knacki....

Womit verbringen wir denn nun den ganzen Tag in der Langweile unserer Abgeschiedenheit?


Langweilig ist es, das kann ich Euch aber flüstern! Auch wenn wir großzügig ein Spielzeug bekommen, wer mag schon den ganzen Tag das Gleiche tun?


Aber, es gibt die Knastbibliothek. Die besteht aus den Zeitungen, die uns täglich mehrfach frisch auf den Boden unserer Einzelzellen ausgelegt werden. Die sind zwar in englischer Sprache, aber ein wenig Bildung kann ja nicht schaden! So lesen wir, was gerade alles in der Umgebung des Gefängnissen geschieht und sind immer gut unterrichtet.

Auch können wir Gefangenen uns natürlich untereinander unterhalten. Dies geschieht über laute Zurufe sobald das Personal nicht anwesend ist. Dieses unterbindet nämlich jede Kommunikation unter den Häftlingen sofort.

Theoretisch könnten wir auch Besuche empfangen, aber nur selten findet jemand den Weg in unser verborgen gelegenes Gefängnis. Dabei freuen wir uns immer, wenn Besuch kommt, besteht doch die Möglichkeit, daß der Besuch ein Anwalt ist, der uns aus dem Knast raushaut. Schwere Kindheit und so.....  Ihr kennt das....


Bis bald 


Euer auf einen guten Anwalt hoffender Gringo

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Kommentare: 3
  • #1

    Katja (Donnerstag, 05 Februar 2015 09:14)

    Grandios!

  • #2

    Petra P. (Donnerstag, 05 Februar 2015 09:52)

    Besser gehts nicht! Vielen Dank für einen schönen Moment.

  • #3

    Kerstin (Donnerstag, 05 Februar 2015 10:31)

    Hi lese deine Texte mit gr. Begeisterung. Soviel Phantasie, du musst ein Buch schreiben !!!

    LG Kerstin,Bussi