Ein Hund aus dem Tierschutz

"Unser Hund ist vor einiger Zeit verstorben und wir wollen einem Hund aus dem Tierschutz ein neues zu Hause geben."

 

So fangen viele Vermittlungsgespräche an. Oder so ähnlich.....

 

"Klasse, wir haben ganz viele Hunde..... Was suchen Sie für einen Hund?"

 

"Och, eigentlich egal. Es soll diesmal einer vom Tierschutz sein, denn da gibt es doch so viele, die ein gutes zu Hause suchen."

 

"Allerdings. Klasse, wir freuen uns!"

"Das hier sind unsere kleineren, erwachsenen Hunde."


"Ach nein, mein Mann mag es lieber etwas größer. Obwohl ich ja auch kleine Hunde sehr mag. Sind die alle süß! Und die sollen alle sterben?"


"Ja, leider!"


"Traurig."


"Alejo ist richtig groß!"

"Oh, nein, der ist und zu groß!"


"July ist kleiner."

"Aber schwarz. Schwarze Hunde sehen immer so aggressiv aus."


"Die ist nicht aggressiv."


"Aber sie sehen halt so aus. Nein, lieber kein schwarzer Hund......   Mei, die ist ja niedlich, was ist das denn für eine?"

"Das ist Kenya, die ist aber auch schwarz...... "


"Aber die ist ja mal süß! Karl-Friedrich, schau doch mal.... Die ist süß!"


"Ist mir viel zu klein!"


"Die haben wir quasi auch in groß! Sol, ein Galgo."

"Galgo? Ist das nicht der spanische Jagdhund? Den kann man dann ja nicht ableinen. Wir gehen gerne spazieren und wollen einen Hund, der nicht wegrennt...."


"Das kann ein Galgo auch lernen!"


"Ach nein, lieber wäre uns ein Hund ohne Jagdtrieb."


"Curro ist ein ganz wunderbarer Hund, ein richtiger Schatz, der bleibt bei Ihnen."

"Um Gottes Willen, bloss keinen Schäferhund. Die sind doch immer so gefährlich..."


"Curro nicht, der ist ganz verschmust und sehr menschenbezogen."

"Nein, alles, aber kein Schäferhund!"

 

....uns blutet das Herz....


"Eigentlich hätten wir auch lieber eine Hündin!"


"Lua ist total klasse! Ein wunderbarer Hund!"

"Komm da weg, Margret, die beisst!"


"Wie kommen Sie denn darauf? Keiner unser Hunde beisst. Und Lua schon mal gar nicht!"


"Ja, das sagen SIE. Sie wollen die Hunde ja auch loswerden! Die beisst bestimmt."


"Nein, die kommt für uns mal gar nicht in Frage!"

 

"Wir wollen keine Hunde loswerden sondern suchen gute Familien für sie. Und wenn wir sagen, sie beißen nicht, dann können Sie sich darauf verlassen!"


Wir gehen weiter....

 

"Sharmila ist noch kein Jahr alt und sportlich."

"Ach nein, das ist uns zu jung. Wir sind doch auch schon Rentner. Etwas älter sollte der Hund schon sein."


"Pruna mit dem seidenweichen Fell und den Sommersprossen auf der Nase?"

"Ja, die ist doch ganz nett. Geht die gut an der Leine?"


"An der Leine laufen kennt sie noch nicht. Aber wollten Sie nicht auch einen Hund, der ohne läuft?"


"Ja, aber wenn wir unseren Hund dann doch anleinen müssen, dann sollte er auch lieb an der Leine gehen.


*seufz*  "Ach so."


"Gehen Sie denn nicht mit den Hunden spazieren?"


"Wir sind hier nur zu zweit, wie soll das mit 80 Hunden gehen?"


"Wäre aber nicht schlecht. Sollten Sie mal drüber nachdenken!"


"Danke, machen wir bestimmt...."


"Greta kennt es an der Leine zu laufen."

"Das ist ein Jagdhund, oder?"

 

"Ja, eine Bretonin."

 

"Na, dann wird die bestimmt auch jagen, wenn sie von der Leine gelassen wird. Nein, das wollen wir nicht."

 

"Es tut mir leid, dann haben wir wohl doch keinen Hund, der Ihnen gefallen würde."

 

"Tja, sieht so aus. Wir dachten, sie hätten vielleicht einen Setter. Eine junge Hündin. Vielleicht so 4 Jahre alt. Braun. So sah unsere letzte Setter Hündin nämlich auch aus."

 

"Nein, tut uns leid. Das hätten wir Ihnen sofort sagen können, daß wir DIESEN Hund nicht haben."

 

"Hmmm...wissen Sie, wir hatten da so eine Züchterin, von der haben wir immer die schönsten Hunde gekauft.... Wir werden da mal mal nachfragen."


*sprachlos*  Ist ein Setter kein Jagdhund? Wollten die zwei nicht einen Tierschutzhund? Kamen sie nicht und meinten es wäre egal, was es für ein Hund sei? Muß ein Hund von einem Züchter nicht erzogen werden?

 

"Viel Glück Ihnen und den Hunden!"

 

"Ja, danke."

 

Ein Nachmittag völlig umsonst. Keiner unserer Hunde war der gesuchte Setter. Hätte man alles auch am Telefon sagen können. So waren die Hunde aufgeregt wegen des Besuchs, der freie Sonntag-Nachmittag wurde für den Besuch verwendet und am Ende war doch alle Hunde nicht richtig. Wir haben uns den Mund fusselig geredet und zu jedem Tier lange erzählt über seine Geschichte, seine Eigenarten (konnten wir hier natürlich jetzt nicht alles wiedergegen).


Warum ist das Ehepaar in eine Tierstation gegangen? Um sich einen netten Nachmittag in Spanien zu machen? Um ihr Gewissen zu beruhigen? (Wir hätten ja einen Tierschutzhund genommen, aber sie hatten ja keinen....) Wir wissen es nicht.

 

Wir bleiben zurück. Traurig, daß unsere geliebten Tiere immer "falsch" waren - und auf der anderen Seite doch froh, daß sie bei uns bleiben. Dort, wo sie "richtig" sind und geliebt werden, so wie sie sind!

 

Nein, solche Gespräche oder Besuche sind KEIN Einzelfall. Leider nicht.....

Wir lieben Euch alle, so wie ihr seid. Ob groß ob klein, ob schwarz oder braun, ob alt oder jung, mit Hinkebeinchen oder Leishmaniose.


Wir schauen in Eure Augen und sehen Eure Seelen. Ihr gebt alle so viel Liebe, wenn man sein Herz für Euch öffnet....

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Kommentare: 3
  • #1

    Petra A. (Freitag, 23 Januar 2015 09:51)

    Zuerst dachte ich an ein fiktives Gespräch, wie die Suche nach einem Hund ablaufen könnte, aber dann zum Schluß hin, merkte ich die Realität. Es ist erschreckend! Und doch passiert es immer wieder, dass man gefragt wird nach einem Hund, ein paar Bedingungen wie Größe, Alter etc. sollten passen und man glaubt es nicht, man findet keinen Hund. Es gibt Abertausende von suchenden Hunden und es ist einfach nicht das dabei, was gesucht wird.
    Ich lasse immer mein Herz sprechen, stelle keine Bedingungen; für mich ist der erste Anblick, der erste Eindruck entscheidend. Warum habe ich denn schon wieder 4 Hunde, obwohl ich keinen 4. mehr wollte???

  • #2

    Sabrina D. (Mittwoch, 28 Januar 2015 10:07)

    Das ist traurig.. Jeder von Martina's Hunden ist auf seine Art mega toll. Petra, Sie haben recht.. und manchmal kommen Hunde einfach in unser Leben, weil es so bestimmt ist, unser Schicksal ist.
    Man sollte seinem Herzen folgen.

    Danke Claudia, Volker, Martina und Lambert, dass ihr euch trotz allem die grösste Mühe gemacht habt. Schade, dass sich die Hunde bestimmt schon Hoffnung gemacht haben beim Besuch :-(.

  • #3

    Iris H. (Sonntag, 29 März 2015 19:13)

    Ahhhhhhhh!!!
    Bin beim "stöbern" (ich weiß, er ist schon etwas älter) auf diesen Beitrag gestoßen! Eigentlich KANN ICH gar keine Worte dazu finden, ohne ausfallend zu werden. ... :-(
    NUR eines möchte ich sagen: WIR wollten gerade einen schwarzen (gaaaanz gefährlichen) Hund für uns UND unsere 3 Kinder (!ACHTUNG! SARKASMUS)! "When" kommt aus dem Refugio Esperanza und wir können es kaum noch erwarten, sie endlich bei uns zu haben!!! Die Arbeit, die Martina und Lambert dort leisten, ist mit Worten gar nicht zu beschreiben! BITTE macht weiter so und lasst Euch von solchen Erfahrungen nicht herunterziehen!